Andreas Lerich (l.) mit Josip Andricevic, der über die Umschulung seinen Gesellenbrief erlangte.
Der andere Weg zum Gesellenbrief
Eine Handwerkskarriere kann auch lange nach der Schulzeit noch starten. Ein Beispiel aus Ludwigsburg
Personalrecruiter Andreas Lerich berichtet von zwei Männern. Beide waren bis vor ein paar Jahren ohne Berufsabschluss. Um sich und ihre Familien zu finanzieren, jobbte der eine als Paketfahrer, der andere als Bauhelfer. Doch beide wollten mehr – nämlich einen Berufsabschluss und eine langfristige Perspektive. „Das haben sie erreicht. Die zwei sind an unserem Standort Ludwigsburg voll integriert, der eine ist bereits Vorarbeiter, der andere auf dem Weg dorthin.“ Was beiden half, ihr Ziel zu erreichen: ihr Ehrgeiz, ein junges Gesetz – und die gute Zusammenarbeit zwischen HS und der Ludwigsburger Arbeitsagentur.
Simone Lenz ist Teamleiterin der Arbeitsagentur Ludwigsburg. Ihre Kollegen und sie kooperieren regelmäßig mit HS, zum Beispiel für Ausbildungsmessen. „Wir haben ein starkes Vertrauensverhältnis“, sagt sie. Gemeinsam widmen sie sich neben Jugendlichen auch Menschen, deren Schulzeit länger zurückliegt und die sich ohne Ausbildung von Job zu Job hangeln. „Sie werden einen Dreißigjährigen nicht dazu bekommen, eine Lehre anzufangen“, sagt sie. „Das kann er sich schlichtweg nicht leisten.“ Genau dort setzt das Qualifizierungschancengesetz an: Die Arbeitsagentur zahlt den Betrieben einen Zuschuss, damit der Umschüler weiter sein Helfergehalt erhält und in zwei bis drei Jahren den Gesellenbrief erlangen kann. Inzwischen hat HS auf diese Weise mehrere Fachkräfte gewonnen, „darunter auch eine Mutter Anfang vierzig, die sich zur Bürokauffrau umschulen ließ“, berichtet Lerich. Er und die Arbeitsagentur arbeiten daran, dass weitere Erfolgsgeschichten hinzukommen, indem beide Seiten intensiv für diesen Weg werben und sich über geeignete Kandidaten austauschen. „Gemeinsam wollen wir den Menschen zum Berufsabschluss verhelfen“, sagt Simone Lenz.